Aiways U5: Überraschungspaket
Ist der Aiways U5 nun ein Fahrzeug, oder doch eher ein Elektrogerät? Angeboten wird das E-Auto aus China nicht über den Autohandel, sondern die Elektronikkette Euronics. Allerdings werden Fernseher oder Waschmaschinen nicht in der Kfz-Werkstatt gewartet und repariert, der U5 hingegen schon. Und zwar in den Betrieben von ATU.
Also doch ein Auto, für das der Hersteller in der höheren von zwei Ausstattungsstufen namens Premium 38.480 Euro aufruft – nach Abzug seines Umweltprämienanteils. Dafür gibt es zur schon reichhaltigen Serienausstattung (s. Kasten) noch 19-Zoll-Räder, etwas rutschige, aber bequem gepolsterte Ledersitze, ein per Touchscreen umständlich zu bedienendes Panorama-Glasdach und eine elektrische Heckklappe mit Fußsteuerung. Ob die über 3.000 Euro Mehrpreis für diese Luxus-Optionen gegenüber der Basis gerechtfertigt sind, mag jeder selbst beurteilen. Es bleibt die einzige wichtige Entscheidung. Eine sonstige Liste mit Extras gibt es genauso wenig wie eine Wahl beim Antrieb. Mit seinen 150 kW/204 PS ist der U5 auf dem Papier stärker, als es sich auf der Straße anfühlt. Über drei Fahrmodi lässt sich das Beschleunigungsverhalten des kommod abgestimmten Wagens immerhin feinjustieren.
Bedienung umständlich
Wichtiger als das ist beim Elektroauto aber die Fähigkeit, Energie zu sparen oder besser noch zurückzugewinnen. Drei Rekuperationsstufen bietet der Aiways, wobei die niedrigste kaum spürbar ist. Wer von der mittleren in die stärkste Stufe wechseln will, wird jedoch mit einem Problem des U5 konfrontiert. Im fast schalterfreien Cockpit läuft die Steuerung von Funktionen weitgehend über den zentralen 12,3-Zoll-Monitor und Touchflächen. Das ist in dieser Ausprägung mühsam und bindet Aufmerksamkeit. Tasten- statt Monitorbedienung für die Rekuperation wäre eindeutig besser.
Wir haben unterwegs lieber die Hände am Lenkrad gelassen und verbrauchten bei eher vorausschauender Fahrweise in der Stadt und über Land 19,5 kWh auf 100 Kilometer. Das ist erkennbar mehr als die nach WLTP ausgewiesenen 17 kWh. Der Praxiswert lässt aber auf eine realistische Reichweite von über 300 Kilometern schließen. Einen leeren Akku (63 kWh) haben wir nicht riskiert, auch wenn er sich laut Datenblatt an einer DC-Säule in 35 Minuten von 20 auf 80 Prozent aufladen ließe.
Lobenswert ist das großzügige Platzangebot für die Passagiere vorne und vor allem hinten. Der Kofferraum ist mit 432 Litern bei aufgestellter Rückbanklehne nur Durchschnitt für ein E-Auto dieser Größe. Ist der Wagen mit fünf Personen voll besetzt, bleibt bei laut Fahrzeugpapieren nur 310 Kilo Zuladung aber ohnehin nicht viel Spielraum für Gepäck. Ein in Summe überraschend interessantes Angebot ist der U5 trotzdem. Ob Kunden bereit sind, ihn im Elektromarkt zu kaufen, bleibt abzuwarten.
Daten Aiways U5 Premium
Motor: E-Motor, 150 kW/204 PS, 310 Nm
Antrieb, Getriebe: Front, Eingang automatisch
0–100 km/h, Spitze: 7,8 s, 160 km/h
Norm-/Testverbrauch: 17,0 (WLTP)/19,5 kWh
CO2-Ausstoß Norm/Test: 0 (WLTP)/71 g/km (gemäß dt. Strommix 2020 geschätzt lt. Umweltbundesamt: 366 g CO2/kWh)
Länge x Breite x Höhe: 4,68 x 1,86/2,15 x 1,70 m
Radstand, Wendekreis: 2,80 m, 11,8 m
Kofferraum: 432–1.555 l
Leergewicht, Zuladung: 1.845 kg, 310 kg
Anhängelast: keine
Stützlast, Dachlast: keine, 75 kg
Akkukapazität: 63 kWh
Typklassen KH/VK/TK: 17/23/21
Grund-, Testwagenpreis: 35.403 Euro, 38.480 Euro
Modell verfügbar ab: 35.403 Euro
Auswahl Basis-Serienausstattung: Sechs Airbags, LED-Scheinwerfer, LED-Rückleuchten, Außenspiegel elektr. verstell- und beheizbar, digitales Cockpit, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Aufmerksamkeitsassistent, Parkradar hinten, adaptiver Tempomat, Notbremsassistent mit Fußgänger- und Radfahrererkennung, Spurverlassenswarnung, aktiver Spurhalteassistent, Fernlichtassistent, Verkehrszeichenerkennung, Stauassistent, Autobahnassistent, Toter-Winkel-Assistent, Ausparkassistent, 17-Zoll-Leichtmetallfelgen