11.11.2021 Thomas Schreiner

Cupra Formentor 1.5 TSI: Scheinriese auf Rädern

Fast horizontal macht sich die Motorhaube in Fahrtrichtung lang. Erst kurz vor dem Bug krümmt sie sich leicht in Richtung des markanten sechseckigen Kühlergrills mit dem gezackten Cupra-Logo. Alle Linien an der Fahrzeugfront scheinen auf dieses Emblem hin ausgerichtet zu sein. Auch vom Cockpit aus fällt der Blick immer auf den mächtigen Vorderwagen, der optisch gut ein Drittel der Fahrzeuglänge ausmacht. Der Schwerpunkt gefühlt dicht über dem Asphalt, dazu die hohe Schulterlinie und sparsam verglaste Seitenfenster, so sitzt es sich in einem Sportwagen.


Beim gut eineinhalb Meter hohen Formentor steigt man trotz dieser Erkenntnisse bequemer ein und aus als bei einer Mittelklasse-Limousine. Diese Kombination aus knackiger Hülle und alltagstauglichem Kern ist ein echter Volltreffer. Dabei haben wir Verständnis für jene, die den Crossover im Straßenbild als martialisch wahrnehmen. In dieser Hinsicht jedoch entpuppt sich der Formentor mit 110 kW/150 PS starkem Turbobenziner bei näherer Betrachtung als eine Art Scheinriese. Ähnlich wie Herr Tur Tur in „Jim Knopf und Lukas der Loko­motivführer“, der nur aus der Ferne wie ein Riese wirkt.

Cupra, einst Namenszusatz besonders leistungsstarker Seat-Modelle, baut als junge Marke jetzt sogar zahme Autos. Der Formentor sieht ab 32.600 Euro viel feuriger aus, als er sich mit dem braven Standard-Aggregat aus dem VW-Regal fährt. So färbt er nicht negativ auf das Gemüt des Menschen am Steuer ab. Selbst wenn das adaptive Fahrwerk (840 Euro) auf „Sport“ gestellt ist, bewegt man sich im Formentor gerne gesetzestreu. Mit Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (1.900 Euro) landeten wir im Praxis-Mix punktgenau beim WLTP-Verbrauch von 6,6 Litern.

Ambientelicht warnt

Minuspunkte gibt es für die Übersicht nach hinten. Die ist so schlecht, dass wir eine Kaufpflicht für die Rückfahrkamera (340 Euro) aussprechen. Die meisten Tasten finden sich im weitgehend schalterfreien Innenraum am Lenkrad. Ansonsten wird fast alles über Sliderleisten und Touchbedienung geregelt. Das ist modern, aber nicht die beste Lösung.

Sinnvoll genutzt wird die LED-Leiste des Ambientelichts (250 Euro). Sie fließt vom Armaturenbrett in die Türtafeln und blinkt dort (Paket ab 460 Euro), wenn sich ein Fahrzeug im Toten Winkel befindet oder von hinten nähert, wenn man aussteigt. In solchen Momenten ist der Formentor rücksichtsvoll und hilfsbereit. Ganz wie Herr Tur Tur, der Scheinriese.

Hinter der Heckklappe mit durchgehendem Leuchtenband verbirgt sich ein mit 450 Litern geräumiges Gepäckabteil. Fotos: Thomas Schreiner

Daten Cupra Formentor 1.5 TSI 7-Gang-DSG

Motor: 1,5-l-Vierzylinder-Turbobenziner, 110 kW/150 PS, 250 Nm bei 1.500–3.500/min

Antrieb, Getriebe: Allrad, Siebengang-Doppelkupplung

0–100 km/h, Spitze: 8,9 s, 203 km/h

Norm-/Testverbrauch: 6,6 (WLTP)/6,6 l S

CO2-Ausstoß Norm/Test: 154 (WLTP)/153 g/km

Länge x Breite x Höhe: 4,45 x 1,84/1,99 x 1,52 m

Radstand, Wendekreis: 2,68 m, 10,7 m

Kofferraum: 450–1.505 l

Leergewicht, Zuladung:  1.463 kg, 517 kg

Anhängelast: 1.500 kg

Stützlast, Dachlast: 80 kg, 75 kg

Tankinhalt: 50 l

Typklassen KH/VK/TK: 17/22/21

Kfz-Steuer pro Jahr: 161 Euro

Grund-, Testwagenpreis: 34.500 Euro, 44.175 Euro

Modell verfügbar ab: 32.600 Euro

Auswahl Basis-Serienausstattung: Sieben Airbags, adaptiver Tempomat, Außenspiegel elektrisch einstell- und beheizbar, digitales Cockpit, ­Klimaautomatik (3 Zonen), Voll-LED-Scheinwerfer, aktiver Spurhalteassistent, Notbremsassistent, Fernlichtassistent, Müdigkeitserkennung, Licht- und Regensensor, 18-Zoll-Leicht­metallräder, Fahrprofil-Auswahl, Dachreling

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