Diese Kosten stecken im Kraftstoffpreis
Die Kraftstoffpreise steigen und steigen. Gründe dafür sind die angehobene CO2-Bepreisung zum 1. Januar 2022 und die ständig variierenden Kosten für Rohöl. Doch noch weitere Komponenten gestalten den Preis, der letztlich an der Zapfsäule angezeigt wird. Wir haben diese für Benzin, Diesel, Autogas und Erdgas bzw. Bio-CNG genauer aufgeschlüsselt.
Mit Beginn des neuen Jahres müssen Autofahrer an der Tankstelle noch tiefer in die Tasche greifen. Ausschlaggebend dafür ist die Erhöhung der CO2-Abgabe. Im Detail liegt diese pro Liter Benzin bei 8,4 Cent und 9,5 Cent brutto beim Diesel.
Verglichen mit unserem Beispiel aus dem April 2021 bei einem Bruttoverkaufspreis von 1,45 bzw. 1,31 Euro (siehe Grafik) bedeutet das circa 1,4 bzw. 1,5 Cent mehr. Hinzu kommt, dass der Rohölpreis stark schwankt. Dieser ist in unserer Grafik in dem Punkt „Warenwert“ enthalten, ebenso wie die Kosten für Exploration, Verarbeitung und Transport. Der Rohölpreis ist abhängig von Konjunktur, politischer Lage und Jahreszeit. Auch der aktuelle Dollarkurs hat Auswirkungen darauf, da Öl weltweit in der US-amerikanischen Währung gehandelt wird. Steigt der Dollarkurs im Verhältnis zum Euro, erhöhen sich auch die Preise an der Zapfsäule. Und welche Kosten stecken noch im Spritpreis? Die Mehrwertsteuer von 19 Prozent, die Energiesteuer (ehemals Mineralölsteuer) und die Erdölbevorratungsabgabe.
Bio-CNG ohne Abgabe
Nicht ganz so einfach aufzuschlüsseln wie bei den Flüssigkraftstoffen sind die Komponenten bei Autogas (LPG) und Erdgas (CNG) respektive Bio-CNG. Bei Autogas entfallen seit 1. Januar 2022 26 Prozent des Bruttopreises (75 ct/l) auf die Energiesteuer. 6,1 Prozent (4,6 ct) werden für die CO2-Abgabe fällig. Das ist somit bei Autogas deutlich weniger als bei Benzin und Diesel. Weitere Bestandteile sind Mehrwertsteuer, Produktbeschaffungskosten und Fixkosten.
Tankt jemand CNG, kommt es darauf an, ob er fossiles Erdgas an der Zapfsäule bekommt oder Bio-CNG, das aus nachwachsenden Rohstoffen wie Stroh hergestellt wird. Auf Erdgas wird eine CO2-Abgabe erhoben. Diese kann allerdings regional variieren, da sich die Berechnung der CO2-Emission am Energiegehalt des Produkts in Kilowattstunden pro Kilogramm orientiert. Bei einer Emissionsmenge von 182 g/kWh wären das brutto 0,65 ct/kWh. Auf Bio-CNG, das laut CNG-Club an zwei Drittel aller CNG-Tankstellen ausschließlich angeboten wird, entfällt keine CO2-Bepreisung. Die Energiesteuer macht in beiden Fällen 22 Prozent des Bruttopreises aus. Dieser betrug pro Kilogramm im November 2021 durchschnittlich 1,26 Euro bei CNG und 1,16 Euro bei Bio-CNG (Klasse H). Weitere Preiskomponenten bei CNG wie Bio-CNG sind Mehrwertsteuer, Bezugspreise von Gas und Strom, Netzentgelt, technische Instandhaltung und Marge. Wobei das Netzentgelt regional deutlich schwanken kann.
Noch ein interessanter Fakt: Ein Auto&Reise-Leser fragte uns, warum die Spritpreise immer noch auf den Zehntel-Cent ausgezeichnet werden. Dazu haben wir eine plausible Antwort von Aral erhalten: Ihren Ursprung haben die Zehntel-Cent-Preise bei Kraftstoffen in den 1930er-Jahren, als die Reichsregierung massiv in die Preisgestaltung am Markt eingegriffen und Preisanpassungen für Massenprodukte wie Kohle vorgenommen hatte. Versuche, die Kraftstoffpreise zu runden, gab es im Zuge der Euro-Einführung. Allerdings bewirkten Abrundungen eine Preisspirale aller Wettbewerber nach unten, bei Aufrundungen wanderten die Kunden vom teuersten Unternehmen ab. Somit hat sich das System nicht etabliert. Laut Aral und dem „Bund-Länder-Ausschuss für Preisangaben“ ist die Auszeichnung der Kraftstoffpreise in der aktuellen Form zulässig und verstößt nicht gegen das Gebot der Preisklarheit.
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