Skiurlaub mit Rücksicht auf die Natur: Diese Wintersportziele haben den Klimaschutz im Blick
Im fünften und letzten Teil unserer Serie über Nachhaltigkeit im Tourismus blicken wir auf Wintersportziele. Die grünen Konzepte unserer sechs ausgewählten Regionen reichen dabei von der Mobilität über die Energieversorgung bis zur Kulinarik.
Riesneralm
Schnee und Strom aus Wasserkraft
Eine weitsichtige Investition tätigten die Riesneralm-Bergbahnen in der Region Schladming-Dachstein. Statt eines Speicherteiches für die Beschneiung der Pisten errichteten sie im Winter 2019/20 ein Wasserkraftwerk, das an das Rohrsystem der bestehenden Beschneiungsanlage angeschlossen ist. Auf diese Weise produziert die vom Donnersbach gespeiste Anlage sowohl Schnee als auch Strom. Produziert wird mit rund sechs Millionen Kilowattstunden pro Jahr zweieinhalbmal so viel Strom, wie die Bergbahnen für den Betrieb und die Beschneiung benötigen. Über den Verkauf des überschüssigen Stroms an das öffentliche Energienetz finanziert sich mittelfristig der Bau des Kraftwerks. Es soll dazu beitragen, die Riesneralm energieautark zu machen. www.riesneralm.at/winter/kontakt/beschneiung-praeparierung
Flims, Laax, Falera
Ökowachs und E-Pistenraupen
Die drei Orte in Graubünden bilden das Herz der „Weissen Arena Gruppe“, deren Bergbahnen eines der bekanntesten Skigebiete der Schweiz erschließen. Speziell Laax hat ehrgeizige Ziele: Bis 2030 soll der Ort mit all seinen Betrieben nicht nur klimaneutral, sondern auch Produzent grüner Energie werden. Dafür wurde mit Reto Fry eigens ein Umweltbeauftragter eingestellt. Bislang weisen viele kleine Bausteine in eine ökologische Zukunft: So etwa die Manufaktur Enlaine, die aus einheimischem Holz Ski und Snowboards klimaneutral produziert und sogar Kurse anbietet, um seine Ski selbst herzustellen. Im Skigebiet von Laax kommen E-Pistenraupen zum Einsatz, und die örtlichen Skischulen verwenden für ihre Leihbretter nur umweltverträgliches Ökowachs.
www.flimslaax.com/naturerlebnisse/greenstyle-nachhaltigkeit
Serfaus, Fiss, Ladis
Kooperation mit den Bergbauern
Die Bergbahnen in dem Tiroler Skigebiet haben sich der Zusammenarbeit mit den örtlichen Bergbauern verschrieben. Sie kaufen den Landwirten Grauvieh in großen Stückzahlen ab, zahlen dafür deutlich über dem Marktpreis und lassen die Tiere auf eigene Kosten von heimischen Metzgern schlachten. Das Fleisch wird in den Bergrestaurants der Region serviert und um andere lokale Produkte wie Bergkäse, Butter oder Gerste ergänzt. Die Region bekennt sich zur Landwirtschaft, denn nur, wenn die Pisten zur Sommerresidenz für Kühe werden, kann eine gepflegte Kulturlandschaft bewahrt werden. Dabei unterstützen die Bergbahnen die Bauern, indem sie etwa für das Ausbringen der Jauche auf den Almflächen aufkommen oder dabei helfen, die Zäune in Stand zu halten. www.serfaus-fiss-ladis.at
Mieminger Plateau
Abschied vom Alpinski
Höher, schneller, weiter ist auf dem Mieminger Plateau oberhalb von Innsbruck nicht das Motto. Entgegen dem allgemeinen Trend, Skigebiete zu modernisieren oder auszubauen, wurde hier bereits 2011 der letzte Skilift zurückgebaut. Dementsprechend ist das Mieminger Plateau heute eine Region, die sich ganz dem sanften, umweltfreund-lichen Sport verschrieben hat und in der kalten Jahreszeit mit Aktivitäten wie Winterwandern, Langlaufen und Rodeln lockt. Den Charme des Hochplateaus machen seine Weite, die gemäßigte Höhenlage von 850 bis 1000 Metern und die überdurchschnittlich hohe Sonneneinstrahlung aus. www.innsbruck.info/destination/orte/mieming.html
Eggental
Pilotregion für Nachhaltigkeit
Das Eggental beteiligt sich als Pilotregion am Projekt „Nachhaltigkeitsindex Südtirol“. Beide Eggentaler Skigebiete – Obereggen und Carezza Dolomites – investieren seit Jahren in Energiesparmaßnahmen und Nachhaltigkeit. So nutzt Obereggen für Aufstiegsanlagen sowie Talstationen Strom aus lokaler Wasserkraft. Der ganze Ort wird ausschließlich mit erneuerbarer Energie beheizt, die Berghütte Oberholz mit Erdwärme. Carezza Dolomites konnte durch Energiesparmaßnahmen und intelligente Beschneiungstechnik seit 2011 bereits biszu 30 Prozent Treibstoff bei der Pistenpräparierung und bis zu 25 Prozent an Strom für die Beschneiung einsparen. Klimaneutralität wird angestrebt.
obereggen.com/de/Welterbe/Sanfter-Urlaub
https://carezza.it/de/Winter/Klimaskigebiet-Carezza
Kitzbüheler Alpen
Gratis mobil mit Gästekarte
„Damit Urlauber ihr Auto zu Hause lassen, braucht es beides – bequeme Anreisemöglichkeiten ebenso wie das starke Netz an öffentlichen Verkehrsmitteln vor Ort“, sagt Stefan Astner. Der Geschäftsführer der Ferienregion Hohe Salve war maßgeblich am neuen Verkehrskonzept der Kitzbüheler Alpen beteiligt, das auch auf finanzielle Anreize setzt. Urlauber können schon ab Wörgl mit der elektronischen Gästekarte, die Vermieter beim Pre-Check-in ausstellen, kostenfrei Regionalzüge und S-Bahnen auf der Strecke bis nach Hochfilzen nutzen. Sie verkehren im Halbstundentakt und halten an 18 Bahnhöfen, darunter Hopfgarten, Kirchberg, St. Johann in Tirol und Fieberbrunn. Zahlreiche innerörtliche Busverbindungen und Nachtzüge für Gäste aus Hamburg und Düsseldorf machen die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln zusätzlich interessant. www.kitzalps.com/autofrei
Weitere Teile dieser Serie:
Guter Wille, langer Weg – Wie geht nachhaltiges Reisen?
Projekt klimaneutraler Urlaub – Nachhaltige Strategien bei Veranstaltern und Hotellerie
Kurs auf alternative Antriebe – Grüne Projekte der Kreuzfahrtbranche
Mobilität mit grünem Gewissen – Wie kommen wir möglichst umweltfreundlich ans Urlaubsziel?
Titelfotomontage: stock.adobe.com/© Alx, Innsbruck Tourismus/Christian Vorhofer