Weite Welt ganz nah – Fernweh-Ziele vor der Haustür
In Zeiten von Corona-Pandemie, Energiekrise und Abfertigungschaos an Flughäfen bleibt Deutschland ein gefragtes Reiseziel, das immer noch mit seiner Vielfalt überraschen kann. Wir stellen sieben Orte vor, an denen es sich ohne lange Anreise leicht weiter weg träumen lässt.
Gefluteter Tagebau –
Tauchen im Kreidesee Hemmoor
Ein Muss für Tauchbegeisterte, die in Norddeutschland unterwegs sind, ist der Kreidesee Hemmoor im Landkreis Cuxhaven. Das ehemalige Tagebaugebiet einer Zementfabrik wurde Mitte der 1980er-Jahre geflutet und ist seitdem Heimat zahlreicher Süßwasserfische und verschiedener Algenarten. Für Sporttaucher besonders spannend sind die verschiedenen Tauchplätze, an denen sie noch die Überreste des Tagebaus entdecken können. Dazu gehören mobile Förderbänder, die Lkw-Rampe, Betonbomben, geflutete Häuser und Abbruchkanten mit Steilhang zur tiefsten Stelle des Sees.
Asiatische Auszeit –
Japanisches Viertel in Düsseldorf
Für ein paar Stunden in die japanische Kultur eintauchen – das geht in Düsseldorfs „Little Tokyo“. Zwischen Hauptbahnhof und Königsallee haben sich viele japanische Firmen angesiedelt, von Restaurants und Supermärkten über Buchläden und Reisebüros bis
hin zu Banken und Versicherungen. Denn in Düsseldorf lebt heute die größte japanische Community Deutschlands. Der Zuzug begann schon in den 1950er-Jahren, um besonders Stahlprodukte und technisches Know-how nach Japan zu exportieren und japanische Produkte auf dem europäischen Markt zu vertreiben. Wie tief die Verbindung geht, zeigt eine Schenkung der Community an die Stadt: der Japanische Garten am Rhein im Nordpark.
www.duesseldorf-tourismus.de/erleben/essen-und-ausgehen/little-tokyo
Kamine und Bierhenkel –
Klettern in der Fränkischen Schweiz
Freunde anspruchsvoller Kletterrouten müssen nicht in die Ferne schweifen: Im Frankenjura warten legendäre Steilhänge in verschiedenen Schwierigkeitsgraden auf sie. Mit ihren Rissen, Kaminen, Wänden, Kanten, Überhängen, Bierhenkeln und Fingerlöchern bieten die Kalkfelsen ein herausforderndes Klettererlebnis. Nicht umsonst haben hier Ikonen wie Wolfgang Güllich und Kurt Albert schwerste Routen ins Gestein gelegt und damit Klettergeschichte geschrieben. Anfänger werden von verschiedenen regionalen Kletterschulen an den Sport herangeführt.
Brücken und Kanäle – Wasserstadt Augsburg
Augsburg ist nicht nur die Heimat Leopold Mozarts und der Augsburger Puppenkiste, auch rund 200 Kilometer Wasserläufe, 40 Wasserkraftanlagen und zahlreiche Trinkwasserbrunnen prägen das Bild der bayerisch-schwäbischen Metropole. Kaum eine andere deutsche Stadt wird von mehr Kanälen durchzogen. Mit über 500 großen und kleinen Brücken übertrumpft Augsburg Venedig, weshalb das Lechviertel auch gerne „Klein-Venedig“ genannt wird. Das Wassermanagement-System der Stadt mit seiner über 800-jährigen Geschichte ist seit 2019 UNESCO-Welterbe. In Begleitung von Gästeführern, einer Audio-Guide-App oder bei Touren auf eigene Faust kann man sich über dessen Bedeutung und Historie informieren.
Karibikflair in der Oberpfalz –
Quarzberg Monte Kaolino
Mit weißem Sand und türkisblauem Wasser überrascht der Monte Kaolino bei Hirschau. Der Quarzberg ist ein Treffpunkt für Sportler, Familien, Adrenalinjunkies und Wasserratten. Ein Lift bringt Skifahrer, Sandboarder und Zipflbob-Fahrer mühelos auf den „Gipfel“ in 150 Meter Höhe. Unerschrockene nehmen den Monte Coaster. Nach der zweiminütigen Bergfahrt geht es auf 800 Metern rasant bergab – mit einem 350-Grad-Panoramakreisel, mehreren Jumps und Wellen sowie sechs 180-Grad-Kurven. Für Erfrischung sorgt das Dünenbad mit Pools, Rutschen und einem Erlebnisbecken.
Explosive Mischung –
Der Andernacher Geysir
Hätten Sie’s gewusst? Der höchste Kaltwassergeysir der Welt liegt auf einer Halbinsel im Rhein in der Nähe von Koblenz. Alle 110 bis 120 Minuten bricht der Andernacher Geysir für etwa 15 Minuten aus und stößt Fontänen von 50 bis 60 Meter Höhe in die Luft. Sein Antrieb ist natürliches Kohlenstoffdioxid wie in einer geschüttelten Mineralwasserflasche. Mehr über die geologischen Hintergründe erfahren Besucher im Erlebniszentrum Geysir Andernach in der Nähe des Rheinufers etwa zwei Kilometer südöstlich des Geysirs. Von dort besteht eine Schiffsverbindung zur Halbinsel.
Titelfoto: Albstadt Tourismus