16.11.2022 Bettina Glaser

ARCD-Pannenhilfe in Rumänien

Bären und geplatzte Reifen mitten im Funkloch – Pannenhilfe in der Abgeschiedenheit


Ein tiefes Schlagloch machte aus der Reise von ARCD-Mitglied Karlheinz Lötterle und seiner Familie durch Rumänien ein Abenteuer. Die Erlebnisse klingen nicht nur spannend, die Geschichte ist auch für die Mitarbeiter der ARCD-Notrufzentrale ein eher ungewöhnlicher Fall.

Als ARCD-Mitglied Karlheinz Lötterle mit seiner Frau Irene und seinem Sohn Lucas im 1er BMW über die rumänische Transfogarascher Hochstraße Richtung Vidraru-Stausee fährt, ahnt er noch nicht, was ihnen an jenem Urlaubstag im September bevorsteht. Karlheinz Lötterle genießt die Serpentinen. „Da denkt man, man ist in Österreich oder der Schweiz“, erzählt er begeistert. Am Straßenrand weiden Pferde und Kühe, die Straße schlängelt sich Kurve um Kurve den Berg hoch. Als sie auf der anderen Seite wieder herunterfahren, entdecken sie Schilder am Straßenrand mit „Achtung, Bären“. Und es dauert auch nicht lange, da treffen die Lötterles auf die ersten Tiere. Später erfahren sie, dass in den Karpaten mehr als 5.000 Bären leben. Einer davon spielt mit einem Apfel mitten auf der Straße Ball. „Von Weitem sieht er putzig aus“, erzählt Karlheinz Lötterle. Als ein Bär zum Auto kommt und reinschaut, wird den Dreien doch etwas mulmig. „Der Kopf wirkt fast größer als die Scheibe. Der Bär ist riesig“, sagt Lötterle.
 

„Es ist ein beruhigendes Gefühl, wenn man den ARCD als Helfer in jeglicher Not auch im entfernten Ausland hat.“

Karlheinz Lötterle, ARCD-Mitglied


Viele Schlaglöcher

Im weiteren Verlauf bergabwärts wird die Straße schlechter. Schlaglöcher mehren sich, es folgt ein Tunnel. Einer, der – anders als von zu Hause gewohnt – in den puren Fels gehauen wurde. Ohne Beleuchtung. Innen tröpfelt das Wasser herunter. „Ich bin von der Sonne, vom Hellen, in den Tunnel gefahren und habe erstmal fast nichts gesehen“, erinnert sich Lötterle. Die Schlaglöcher sind mit Wasser vollgelaufen. Und plötzlich: „Es hat zwei Schläge getan, so richtig geknallt – bam, bam. Da hat es beide Reifen durchgeschlagen“, erzählt er. Um nicht im Dunkeln zu stehen, lässt er das Auto ausrollen und kommt nach dem Tunnel zum Halten. Trotz der vorherigen Treffen mit den Bären steigt er aus, um nachzuschauen, wo er reingefahren ist. „Ich wusste nicht, ob da jetzt die Bären kommen. In dem Tunnel sind ganz viele Radkappen gelegen. Dann habe ich eine in das Schlagloch reingesteckt. Die ist zur Hälfte versunken. Das Schlagloch war 40 Zentimeter tief“, berichtet er.
 

„Es hat zwei Schläge getan, so richtig geknallt – bam, bam. Da hat es beide Reifen durchgeschlagen.“ 

Karlheinz Lötterle, ARCD-Mitglied
 

Als langjähriges Mitglied will er natürlich den ARCD verständigen – doch in der Schlucht hat sein Handy keinen Empfang. Die Einheimischen sind hilfsbereit, nehmen Karlheinz Lötterle und seine Frau zur nächsten Pension mit, von wo aus das Ehepaar die ARCD-Notrufzentrale (aus dem Ausland +49 98 41 / 4 09 49; aus dem Inland 0 98 41 / 4 09 49) verständigt. Als der genaue Ort des Fahrzeugs geklärt ist, geht alles ganz rasch. „Der Verlauf war überraschend schnell. Ich habe den genauen Standort durchgegeben und dann hat mich schon der Abschlepper zurückgerufen“, sagt Lötterle. Innerhalb einer Stunde ist der Pannenhelfer vor Ort. „Wir haben in der Pension was zu Trinken bestellt. Bis die Getränke gekommen sind, war der Abschlepper schon am Auto. So schnell ging das. Unglaublich. Sie müssen sich vorstellen, im hintersten Winkel, jenseits der Zivilisation haben wir Hilfe bekommen vom Club“, erzählt der Rumänien-Urlauber begeistert.

Besondere Öffnung

Der Pannenhelfer transportiert das Auto mit den Plattfüßen zur nächsten Werkstatt, die um mittlerweile 21 Uhr natürlich bereits geschlossen hat. Normalerweise organisieren die Mitarbeiter der ARCD-Notrufzentrale in solch einem Fall eine Übernachtung für die Mitglieder. Anders hier – und das ist auch für die Clubmitarbeiter das Außergewöhnliche an diesem Fall: Der Besitzer schließt die Werkstatt bei Dunkelheit noch einmal auf und montiert den Lötterles zwei neue Reifen. „Ich war noch nicht mal im Auto drin, da hat schon die Mitarbeiterin vom ARCD angerufen und gefragt, ob alles gut wäre und ob wir wieder fahren könnten. Das hat mich total gefreut“, sagt Lötterle. Und so konnte die Familie ihre elftägige Rundreise über 5.000 Kilometer dann noch zu Ende genießen mit der Erkenntnis: „Es ist ein beruhigendes Gefühl, wenn man den ARCD als Helfer in jeglicher Not auch im entfernten Ausland hat.“

 

Alle Fotos: Karlheinz Lötterle


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