31.05.2019 Wolfgang Sievernich

 

Fahrer-Assistenz-Systeme erklärt: Spur-Assistent

Ein Drittel aller Neuwagen ist laut der Deutschen Automobil Treuhand Gesellschaft (DAT) bereits mit Spurassistenten ausgestattet. Das EU-Parlament hat kürzlich zudem ein Gesetz gebilligt, das ab dem Jahr 2022 den Spurverlassenswarner als einfachste Version des Spurassistenten in neu zertifizierten Fahrzeugtypen vorschreibt. Ab 2024 müssen sogar alle Neuwagen damit serienmäßig ausgestattet sein. Es ist also an der Zeit, sich mit dem beliebten Assistenzsystem näher auseinanderzusetzen.


Der aktive Spurhalteassistent lenkt das Fahrzeug sanft wieder in die eigene Fahrspur zurück, wenn ein Mindestabstand zur Fahrbahnbegrenzung unterschritten wurde. Foto: Audi

Los geht es mit dem bereits angesprochenen Spurverlassenswarner. Mittels Frontkamera überprüft das System die vorderen Fahrspurmarkierungen und vergleicht sie mit der Position des Fahrzeugs in der Spur. Generell erfasst und klassifiziert der Spurerkennungsalgorithmus der Kamera alle gängigen Varianten von Spurmarkierungen bis zu einer Entfernung von etwa 100 Metern, unabhängig davon, ob sie durchgezogen, gestrichelt, erhaben oder in unterschiedlichen Farben dargestellt werden. Droht das Auto, die Fahrspur unbeabsichtigt zu verlassen, warnt das System durch ein optisches, akustisches oder haptisches Signal, wie beispielsweise durch Vibrieren des Lenkrads. Setzt der Fahrer den Blinker, um die Spur zu wechseln oder abzubiegen, geschieht dagegen nichts.

Aktiver Lenkeingriff

Neben reinen Warnmeldungen sind in modernen Fahrzeugen optional auch aktive Spurhalteassistenten erhältlich. Sie arbeiten meist in einem Geschwindigkeitsbereich von 65 bis 180 km/h. Konnte der Spurhalteassistent bislang manuell aktiviert werden, so geschieht das in vielen Neuwagen mittlerweile automatisch. Auch das Spurhaltesystem nutzt das Kamerabild und vergleicht es mit der Position des eigenen Fahrzeugs. Unterschreitet der Wagen einen Mindestabstand zur Fahrbahnbegrenzung, lenkt der Spurhalteassistent bei Autos mit elektrischer Servolenkung sanft wieder zurück. In der komfortbetonten Auslegung erzeugt das System bereits in der Fahrbahnmitte Lenkmomente und hält das Auto dadurch mittig in der Fahrspur.

In der sicherheitsbetonten Auslegung hingegen greift es erst ein, wenn es sich nahe der äußeren Linien befindet. Bei Fahrzeugen ohne elektrische Servolenkung erfolgt das Gegenlenken über das gezielte Abbremsen einzelner Räder durch das elektronische Stabilitäts-Programm (ESP).

Da der Fahrer auch nach der Aktivierung des Spurassistenten in der Verantwortung steht, misst das System ständig das Lenkmoment und überprüft, ob er seine Hände noch am Lenkrad hat. Sollte das nicht der Fall sein, wird der Fahrer gewarnt und das System deaktiviert. Der Spurassistent ist eben kein Autopilot. Übrigens kann das Assistenzsystem vom Fahrer stets übersteuert werden, sodass er nicht nur die Verantwortung, sondern am Ende auch die Kontrolle behält.

Einsatzbeispiele

Foto: VW
Foto: Daimler
Foto: Audi

Funktionsweise des aktiven Spurhalteassistenten am Beispiel Bosch