Beim Fahrradfahren an den Kopfschutz denken
Nach Erhebungen der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) schützt in Deutschland nur etwa jeder Fünfte Radfahrer seinen Kopf mit einem Helm. Verbessert hat sich die Quote dafür bei den sechs- bis zehnjährigen Kindern, von denen im Jahr 2018 insgesamt 82 Prozent beim Radfahren einen Helm trugen. Das waren zehn Prozent mehr als noch 2017 in dieser Altersgruppe. Jetzt müssten nur noch die Erwachsenen ihrem Vorbild folgen.
Fahrradhelme schützen vor schweren Verletzungen bei einem Fahrradunfall, darauf weist der ARCD regelmäßig in seinen Veröffentlichungen hin. Aktuell rät auch die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) zu einem Kopfschutz beim Radfahren. „Jedes Frühjahr geht zum Start der Fahrradsaison die Anzahl der verletzten Radfahrer in unseren Notaufnahmen in die Höhe. Oft ist der Kopf betroffen. Daher: Helm auf beim Fahrradfahren!“, rät Prof. Dr. Paul Alfred Grützner, Präsident der DGOU.
Helmtragequote zu gering
Die durchschnittliche Helmtragequote über alle Altersgruppen hinweg sei noch viel zu gering, urteilt die DGOU. Die Gründe, warum Menschen keinen Helm tragen, seien vielfältig. Manche fänden den Helm unhandlich und umständlich. Andere hielten ihn für wenig schick oder fürchteten, ihre Frisur damit zu ruinieren. Das Bundesverkehrsministerium hat dieses Klischee zuletzt in einer umstrittenen Kampagne unter dem Titel Looks like shit. But saves my life aufgegriffen.
Licht und Schatten bei Kopfairbag
Abhilfe könnte nach Ansicht der DGOU eine noch wenig bekannte Helmform bieten: der Kopfairbag. Er wird wie eine Art Halskrause um den Hals getragen. Bei einem Unfall, beispielsweise einem Zusammenprall mit einem Pkw, wird der mit Sensoren versehene Airbag aufgeblasen. Er ähnelt dann einem Vollintegralhelm, welcher zusätzlich zum Kopf auch den Hals- und Unterkieferbereich fest umschließt. Autoren der Stanford University hätten dem Kopfairbag in einer Studie ein bis zu achtfach niedrigeres Risiko von Gehirnerschütterungen gegenüber einem Helm bescheinigt, so die DGOU. Zusätzlich habe der Airbag eine stabilisierende Wirkung auf die Halswirbelsäule, um einem Schleudertrauma entgegenzuwirken.
Mit einem solchen Airbag, der als Kopfschutz nur im Notfall sichtbar wird, ließe sich den gängigen Vorurteilen gegen den Fahrradhelm begegnen. Allerdings findet der Kopfairbag als Alternative zum Helm nicht ungeteilte Zustimmung. Der Touring Club Schweiz (TCS) ist nach Versuchen auf einer Crashtest-Anlage zu der Erkenntnis gekommen, dass der Kopfairbag nur in bestimmten Situationen die auf den Kopf einwirkenden Kräfte reduziere. Bei einer Kollision im Bereich der Fahrertür löse der Airbag nicht schnell genug aus und der Kopf würde somit ungeschützt auf der Dachkante aufschlagen. In einer solchen Situation oder etwa bei herunterhängenden Gegenständen oder Ästen würde ein richtig eingestellter Fahrradhelm deutliche Vorteile bringen.