18.03.2019 Wolfgang Sievernich

Biker aufgepasst: Kopf einschalten und hellwach sein

Der Frühling ist da und der lange Winterschlaf vorbei. Viele Gelegenheits-Biker haben dem Frühling schon mit Vorfreude entgegengefiebert und können die erste Ausfahrt ins Grüne kaum noch erwarten. Also hoch von der Couch und gleich rauf aufs Motorrad? Nicht so voreilig, denn der Umstieg von vier auf zwei Räder will gut vorbereitet sein.


Der Motorrad-Frühling will gut vorbereitet werden. Foto: DEKRA

Die Experten des ARCD-Partners DEKRA raten, den Saisonstart langsam angehen zu lassen, bis sich das Gefühl für das Gewicht und Handling des Motorrads wiedereingestellt hat. Mit Bremstests, Slalom und Achterfahren kann das Gefühl für die Maschine aufgefrischt werden. Auch die Geschwindigkeit will richtig eingeschätzt werden. „Es macht einen Unterschied, ob ich mit dem Auto in zehn Sekunden von null auf hundert beschleunige oder mit dem Motorrad in drei“, sagt Achim Kuppinger, Motorradexperte bei der DEKRA.

Kopf einschalten

Zudem rechnen viele Autofahrer jetzt nicht mit den schnellen Bikern. Noch ist die Gefahr größer als sonst, einen Motorradfahrer zu übersehen oder Entfernung, Geschwindigkeit und Beschleunigung falsch einzuschätzen. „Motorradfahrer müssen auch daran denken, dass Autofahrer im Frühjahr noch nicht wieder auf die schnellen, beschleunigungsstarken Bikes eingestellt sind und häufig überrascht reagieren“, sagt Kuppinger. Und weiter: „Jeder Motorradfahrer ist auch Autofahrer, und kennt das Problem aus der anderen Perspektive. Hier heißt es: Kopf einschalten und aktiv auf die anderen achten.“ Biker sollten vor allem auf Kreuzungen mit mehr Vorsicht zufahren und beim Überholen darauf achten, ob der Autofahrer den Motorradfahrer gesehen hat. Also besser hellwach sein und sich vor den ersten Ausfahrten mental auf die Tour einstellen. Sie sollten in der Anfangsphase am besten auch auf gewohntem Terrain stattfinden, bevor längere Fahrten, wie beispielsweise in den Urlaub, eingeplant werden können.

Erhöhte Aufmerksamkeit ist im Frühjahr auch in Sachen Fahrbahnzustand gefragt. Rollsplitt in Kurven, Frostaufbrüche, Salzrückstände sowie Feuchtigkeit und oftmals noch niedrige Temperaturen sorgen im Frühjahr für erhöhte Rutschgefahr. „Zum Saisonanfang muss man daher besonders gut aufpassen. Die Straßen haben noch nicht die Haftung wie im letzten Herbst“, betont der Experte.

Kleidung nach dem Zwiebelprinzip

Vor der ersten Ausfahrt empfiehlt sich zudem, das Equipment inklusive Schutzkleidung, Protektoren, Helm und Schuhe auf Vollständigkeit und Tauglichkeit zu checken. Ist die Wetterschutzkleidung imprägniert? Und bietet das Helmvisier noch ausreichende Transparenz? Da es im Frühjahr auf dem Bike noch empfindlich kalt werden kann, empfiehlt Kuppinger in puncto Kleidung das „Zwiebelprinzip“ mit verschiedenen Kleidungsschichten: „Unterwegs darf es nicht zu kalt, aber auch nicht zu warm werden. Wenn sich der Fahrer unwohl fühlt, geht das über kurz oder lang auf Kosten der Konzentration“, so der Experte.

Technik prüfen

Auch ein Blick auf die sicherheitsrelevante Technik ist empfehlenswert. Bremsen, Lenkung, Motor und Antrieb, Räder und Beleuchtung sollten akribisch geprüft werden. Haben die Reifen weniger als drei Millimeter Profil oder sind sie über sechs Jahre alt, sollten man sie besser austauschen. Nicht vergessen, die Flüssigkeitsstände von Motoröl und Kühlflüssigkeit zu checken. Häufig werden Batterien vor dem Winterschlaf abgeklemmt. Beim Anschließen unbedingt auf die On-Board-Diagnose achten, da Schlupfkontrolle und ABS einwandfrei funktionieren müssen. Bei Fehlermeldungen empfiehlt der ARCD letztlich einen Besuch beim Fachmann.