Polestar 4: Da fehlt doch was
Das neue SUV-Coupé von Polestar hat keine Heckscheibe. Auf einem Bildschirm-Spiegel ist im Innenraum dennoch der ungehinderte Blick auf den rückwärtigen Verkehr möglich. Ausstattung, Ladeleistung und Reichweite gefallen. Nur preislich ist das E-Auto kein Schnäppchen.
Bei Transportern fehlt sie oft, auch einige Sportwagen haben keine, und jetzt fährt auch noch das neue SUV-Coupé von Polestar ohne sie vor – die Rede ist von der Heckscheibe. Der schwedische E-Auto-Hersteller erklärt den Wegfall damit, dass die niedrige und nach hinten abfallende Dachlinie des Polestar 4 nur eine extrem flach stehende Scheibe möglich machen würde. Da die Sicht des Fahrers nach hinten damit auf ein Minimum reduziert worden wäre, haben die Entwickler sie gleich ganz weggelassen. Dennoch gerät der Fond nicht zur dunklen Höhle. Dank eines weit nach hinten gezogenen, serienmäßigen Panorama-Glasdachs fällt genügend Licht auf die zweite Sitzreihe. Aufgrund eines besonders langen Radstands von satten drei Metern genießen auch große Personen hier ausreichend Kopf- und Beinfreiheit.
Ungewohntes Bild auf dem Bildschirm-Spiegel
Damit der Fahrer ungehindert auf den rückwärtigen Verkehr blicken kann, gibt es im Polestar 4 statt eines herkömmlichen Innenspiegels einen umschaltbaren 8,9 Zoll großen Bildschirm-Spiegel. Eine Kamera auf dem Autodach erfasst einen Großteil des hinteren Umfelds. Im Gegensatz zu einem klassischen Spiegel aber sehen wir vom Hintermann nur ein zweidimensionales Bild; Geschwindigkeit und Entfernung lassen sich schwerer abschätzen.
Den Innenraum in der ersten Reihe dominiert ein 15,4 Zoll großes, tabletförmiges, querformatiges Zentraldisplay, mit dem nahezu alle Funktionen bedient werden können. Auf einem 10,2 Zoll großen Display hinter dem Lenkrad lassen sich wichtige Fahrinformationen ablesen. Serienmäßig ist das E-Auto bereits umfangreich mit Voll-LED-Scheinwerfern, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Rückfahrkamera und beheizten sowie massierenden Vordersitzen ausgestattet.
Allradler beschleunigt wie ein Dampfhammer
Und wie fährt er sich? Auf der ersten Testrunde haben wir der 200 kW/272 PS starken Basismotorisierung samt Hinterradantrieb auf den Zahn gefühlt. Fazit: Diese reicht für Landstraße und Autobahn völlig aus; Überholen wird zum Kinderspiel. Das Fahrwerk ist komfortabel ausgelegt, nur grobe Bodenunebenheiten dringen in den Innenraum vor. Wenn es etwas mehr sein darf, sei der Griff zur 400 kW/544 PS starken allradgetriebenen Long-Range-Dual-Motor-Variante empfohlen. Die Beschleunigung gleicht aber der eines Dampfhammers und ist nichts für schwache Nerven.
Hohe Reichweite und Preis
Mit einer Ladeleistung von bis zu 200 kW wird der Akku am Schnelllader innerhalb von 30 Minuten von 10 auf 80 Prozent aufgeladen. An der Wallbox (11 kW) dauert das Vollladen lange elf Stunden. Die Reichweite fällt dafür alltagstauglich aus: Während die Basismotorisierung bis zu 620 Kilometer weit kommen soll, sind es bei der stärkeren Version 30 Kilometer weniger. Doch das Ganze hat seinen Preis. Ein Schnäppchen ist der Polestar 4 nicht. Mindestens 61.900 Euro** sind für die einmotorige Version fällig; für die stärkere Allradvariante sogar happige 69.900 Euro**.
Daten Polestar 4
- Motoren: Elektro: 200 kW/272 PS, 343 Nm; 400 kW/544 PS, 686 Nm
- Antrieb: Heck, Allrad
- Getriebe: Eingang automatisch
- 0–100 km/h: 7,1 und 3,8 s
- Spitze: 200 km/h
- Normverbrauch: 18,1 und 21,7 kWh, 0 g CO2/km lokal* (WLTP)
- L x B x H: 4,84 x 2,01/2,14 x 1,53 m
- Radstand: 3,0 m
- Wendekreis: 11,6 m
- Koferraum: 526–1.536 l + 15 l (Frunk)
- Leergewicht: 2.230 und 2.355 kg
- Zuladung: 455 kg
- Anhängelast: 1.500 und 2.000 kg
- Stützlast/Dachlast: 100 kg/75 kg
- Akkukapazität, Reichweite: 100 kWh, 620 und 590 km (WLTP)
- Preis: ab 61.900 €**
* entspricht 69 und 82 g CO2/km gemäß CO2-Emissionsfaktor im dt. Strommix 2023 geschätzt lt. Umweltbundesamt: 380 g CO2/kWh
** abzgl. zeitlich begrenztem Einführungsrabatt in Höhe von 4000 Euro bis vsl. 31.12.2024.
Impressionen
Fotos Galerie: Wolfgang Sievernich
Titelfoto: Polestar