Mercedes-Benz E 220 d T-Modell: Wenn Gutes teuer ist
Ein sechsstelliger Kaufpreis und dann ist es doch nur der kleine Diesel? So klingt das Echo von einigen Kolleginnen und Kollegen, als das graue T-Modell der E-Klasse zum Testen vor der Tür der ARCD-Zentrale parkt. Wobei „nur der kleine Diesel“ gleich zu relativieren wäre. Der komfortorientierte Antrieb ist alles andere als schwachbrüstig. Und auch sonst hat der große Mercedes-Kombi viel zu bieten.
Der 220 d ist mit 145 kW/197 PS die nominell zwar leistungsschwächste Version des T-Modells der E-Klasse, als Selbstzünder aber mit üppigen 440 Newtonmetern maximalem Drehmoment gesegnet, die bereits ab 1.800 Umdrehungen anliegen. Werte mit Bedeutung für den Alltag: Der Vierzylinder macht unseren Testwagen nicht zum Sportler, aber zum souveränen Gleiter. Bergauf mit 100 km/h im siebten Gang bei 1.600 Touren – ohne Mühe. Ein zusätzlicher E-Motor (17 kW/23 PS) liefert eine Extra-Portion Power fürs Überholen auf der Landstraße. Zurückhaltende Fahrweise im Eco-Modus belohnt der Mildhybrid mit 5,6 Litern Alltagsverbrauch. Auf einzelnen Etappen ist auch eine Vier vor dem Komma machbar.
Großen Anteil am komfortablen Gesamteindruck hat die serienmäßige, butterweich arbeitende Neungang-Automatik. Wäre da nicht ein zart vernehmbares Dieselbrummen, fast könnte man meinen, seine Bahnen in einem E-Auto zu ziehen. Lobenswert auch der tadellose Abrollkomfort in allen Fahrwerkskonfigurationen. Selbst mit Sport-Einstellung für reduzierte Wankneigung – empfehlenswert bei höherem Tempo – wird es auch auf schlechten Straßen nie störend holprig. Beim Fahrverhalten spürt man den Feinschliff, der ein anspruchsvolles Preisschild an diesem Auto rechtfertigt.
Kostspieliger Spaß
Immerhin „schon“ ab 66.818,50 Euro gibt es dieses Fahrerlebnis. In das ab Werk bereits mit etlichen Sicherheits- und Komfortfunktionen ausgestattete Auto packte Mercedes allerdings für knapp 40.000 Euro (!) rein, was gut und teuer ist. Etwa das Paket AMG Line Premium Plus für über 18.000 Euro inklusive digitaler Frontscheinwerfer mit Projektionsfunktion. Die Leuchten werfen zum Beispiel in Baustellen eine Lichtspur auf die Fahrbahn, um die Fahrzeugbreite zu visualisieren und so besser durch das Nadelöhr zu leiten. Klingt nach Spielerei, ist aber echt hilfreich. Für die Beschreibung der Ausstattungsliste wäre fast ein Sonderheft nötig. So vollgestopft ist unser Testwagen mit Dingen, die man als gewöhnlicher Autofahrer noch nicht vermisst hat, sich aber gerne leisten können würde.
Daten Mercedes-Benz E 220 d T-Modell
- Motor:
Mildhybrid: 2,0-l-Vierzylinder-Turbodiesel, 145 kW/197 PS, 440 Nm bei 1.800–2.800/min;
E-Motor 17 kW/23 PS, 205 Nm - Antrieb, Getriebe: Heck, Neungang automatisch
- 0–100 km/h, Spitze: 7,9 s, 230 km/h
- Norm-/Testverbrauch: 5,8 (WLTP)/5,6 l D
- CO2-Ausstoß Norm/Test: 154 (WLTP)/148 g/km
- Länge x Breite x Höhe: 4,95 x 1,88/2,07 x 1,47 m
- Radstand, Wendekreis: 2,96 m, 11,6 m
- Kofferraum: 615–1.830 l
- Leergewicht, Zuladung: 1.985 kg, 617 kg
- Anhängelast: 2.100 kg
- Stützlast, Dachlast: 84 kg, 100 kg
- Tankinhalt: 66 l
- Typklassen KH/VK/TK: 17/24/25
- Kfz-Steuer pro Jahr: 321 Euro
- Grund-, Testwagenpreis: 66.818,50 Euro/106.064,70 Euro
- Modell verfügbar ab: 64.498 Euro
- Auswahl Basis-Serienausstattung:
Acht Airbags, aktiver Abstandsregeltempomat, aktiver Parkassistent, aktiver Spurhalteassistent, Ausweichunterstützung, Toter-Winkel-Assistent, Verkehrszeichenassistent, Rückfahrkamera, Fahrerbeobachtungskamera, 14,4-Zoll-Touchscreen, MBUX Multimediasystem, Navigationssystem, Klimaautomatik, Voll-LED-Scheinwerfer, adaptiver Fernlichtassistent, Sitzheizung vorne, adaptives Fahrwerk
Impressionen
Alle Fotos: Thomas Schreiner