13.04.2023 Bettina Glaser

Wie Drohnen Einsatzkräfte im Verkehrsalltag unterstützen

Drohnen sind in der Zwischenzeit viel mehr als nur Spielzeuge für Technikaffine. Im Verkehrsbereich unterstützen sie in fast allen Bundesländern die Polizeiarbeit aus der Luft. Beweissicherung bei schweren Verkehrsunfällen, Optimierung von Verkehrsabläufen, Verkehrsüberwachung – ihr Einsatz ist flexibel und vielseitig, bringt aber auch Herausforderungen mit sich.


Polizeihauptmeister Christian Weiser schiebt einen Servierwagen – wie man ihn aus Kantinen kennt – vollbepackt mit Koffern in unterschiedlichen Größen. Die kleinen Rollen holpern ein wenig auf dem betonierten Untergrund. Es ist einer jener Morgen, an denen man die Hände am liebsten ganz tief in den Jackentaschen vergräbt, damit die eiskalte Luft die Finger nicht erstarren lässt.

In den Koffern und Taschen ist jede Menge Technik gründlich verpackt. Drohnen in unterschiedlichen Größen, dazugehörige Kameras und Unmengen an Energie. Mit seinem Gepäck ist der groß gewachsene junge Mann auf dem Weg zum Übungsgelände der Kompetenzstelle Unbemannte Luftfahrtsysteme (ULS) der Bayerischen Bereitschaftspolizei. Hinter der etwas sperrigen Bezeichnung im Polizeijargon verbirgt sich die Zentralstelle, an der Wissen und Erfahrung rund ums Thema Polizeidrohnen in Bayern gebündelt sind und wo die künftigen bayerischen Drohnenpolizisten ausgebildet werden.

Ausbildung in Theorie und Praxis

Da sich die Kompetenzstelle auf dem Bundeswehrgelände der Otto-Lilienthal-Kaserne im mittelfränkischen Roth befindet und auch die Außenstelle Roth der bayerischen Polizeihubschrauberstaffel mit dem Hangar im gleichen Gebäude untergebracht ist, gilt es hier für Ausbilder Weiser und seine Kollegen besonders Rücksicht zu nehmen. Die Drohne einfach vor dem Gebäude aufsteigen zu lassen, geht nicht – schon allein wegen des Flugverkehrs durch die Polizeihubschrauber. „Wir haben extra ein Übungsgelände ausgewiesen bekommen“, erzählt Weiser. Hier kommen sich die kleinen Drohnen mit den drei Polizeihubschraubern nicht in die Quere. Und Weiser und seine Kollegen müssen ihre Übungsflüge nicht extra anmelden. Die Polizisten seien zwar grundsätzlich von den Regeln für den zivilen Drohnenflug ausgenommen, aber „wir versuchen soweit es geht, uns an den Regeln zu orientieren“, sagt Polizeioberkommissar Alexander Mois, Leiter der ULS-Kompetenzstelle in Roth. „Es ist deshalb auch wichtig, dass wir besser ausgebildet sind als andere Drohnenpiloten“, sagt er. Nach dem zivilen Drohnenschein bekommen die Polizisten in Roth eine einwöchige Ausbildung aus Theorie und Praxis. Danach dürfen sie nur auf Sicht fliegen, müssen erst einmal das Gelernte üben und verfestigen. Erst später folgt eine zweite Ausbildungswoche, die es den Polizisten zum Beispiel ermöglicht, Drohnen auch bei einem Einsatz in der Nacht zu fliegen.
 

Polizeihauptmeister Christian Weiser bildet am Übungsgelände der Kompetenzstelle ULS der Bayerischen Bereitschaftspolizei in der Otto-Lilienthal-Kaserne Roth Polizisten für den Drohneneinsatz aus. Foto: Bettina Glaser

135 Polizisten sind in Bayern bereits voll ausgebildet. „Mindestens genauso viele stehen noch einmal auf der Warteliste“, berichtet Mois. So wie in Bayern bekommen die Drohnenpiloten der Polizei auch in anderen Bundesländern eine extra Ausbildung, wie eine Umfrage des ARCD-Clubmagazins Auto&Reise in den verschiedenen Bundesländern ergab. Diese sei jedoch deutschlandweit nicht einheitlich – anders als es bei den Polizeihubschrauber-Piloten der Fall sei, die alle an einer Schule ausgebildet werden, erzählt Flugtechniker Carsten Hofstädter von der Polizeihubschrauberstaffel in Roth. Das erschwere den länderübergreifenden Einsatz, da jeder einen anderen Ausbildungsstand habe.

 

Verschiedene Drohnenmodelle werden im Technikraum der Kompetenzstelle ULS in Roth gelagert. Foto: Bettina Glaser
Riesige Powerbanks dienen in der Kompetenzstelle ULS in Roth zum Laden der energieintensiven Drohnen. Foto: Bettina Glaser

Polizeidrohne in Streifenwagen-Optik

Am Rande des verzweigten Flugplatzes packt Weiser seinen ersten Koffer aus – den kleinsten. Die auffällig gelb-blau beklebte Drohne in Streifenwagen-Optik, auf der mehrfach die Aufschrift „Polizei“ zu lesen ist, macht er innerhalb von Sekunden einsatzbereit, indem er die Arme mit den vier Propellern ausklappt, Drohne und Fernbedienung einschaltet. „Wir haben sie folieren lassen, damit sie besser sichtbar ist“, erklärt Leiter Mois. Das sei wichtig, auch um rechtliche Probleme zu vermeiden. Er kennt die Ängste der Bevölkerung vor Überwachung und versteht, dass sich viele bei dem Gedanken an Drohnen unwohl fühlen. „Wir würden niemals mit der Drohne Streife fliegen. Wir machen uns kenntlich und sorgen dafür, dass die Drohne erkenntlich ist“, sagt Mois. So sollen die Drohnenpiloten bei der bayerischen Polizei demnächst auch mit Warnwesten mit der Aufschrift „Drohne“ ausgestattet werden. „Ein geheimes, anlassloses Fliegen wird es in Deutschland nicht geben“, ist sich Mois sicher. Es werde immer vorab geprüft, ob der Einsatz einer Drohne gerechtfertigt sei.

 

Polizeioberkommissar Alexander Mois hat den kleinsten Drohnentyp, der bei der bayerischen Polizei im Einsatz ist, folieren lassen. Dadurch sollen Passanten dieses Einsatzmittel besser erkennen. Foto: Bettina Glaser
Foto: Bettina Glaser

Unfalldokumentation aus der Luft

Auf Weisers Jackenärmel ist schon die Aufschrift „Drohne“ in Großbuchstaben zu lesen. Er lässt das blau-gelbe Fluggerät aufsteigen. Mühelos, schnell und mit einem kleinen Summen hebt das kleinste und leichteste Mitglied der bayerischen Polizeidrohnen-Familie ab. Ausgestattet mit Wärmebildkamera, einem Scheinwerfer, der ein ganzes Fußballfeld ausleuchten könnte, und einem Lautsprecher. Etwas mehr als ein Kilo wiegt sie, der Akku reicht für 25 Minuten Flugzeit. Nicht üppig, aber je nach Einsatz durchaus ausreichend. Für Verkehrsunfallaufnahmen zum Beispiel. Mois erinnert sich an einen Unfall auf der Autobahn A3 bei Erlangen. Ein Lkw war umgekippt, die Autobahn voll gesperrt. Über eine Straße neben der Autobahn gelangten er und sein Kollege in die Nähe der Unfallstelle. Dadurch sparten sie sich den oft mühsamen Weg durch die Rettungsgasse, die ihrer Erfahrung nach von den Verkehrsteilnehmern nicht immer offen gehalten wird. „Wir können abseits starten – das ist ein großer Vorteil“, erzählt er. So behindern sie keinen der Rettungskräfte und bringen sich selbst nicht unnötig in Gefahr.

 

Erst am Computer setzt Christian Weiser die zahlreichen Einzelaufnahmen der Drohne zusammen, um das Überblicksbild eines Unfalls zu bekommen. Foto: Bettina Glaser

Das Gerät programmieren sie auf die Flughöhe und das Gebiet, das die Drohne abfliegen soll. Sie fliegt dann den Unfallbereich in einer Höhe von maximal 100 Metern strukturiert ab, macht alle paar Meter ein Bild – und das alles automatisch und in gerade einmal zehn Minuten. Viele Maßarbeiten, die sonst vom Boden aus nötig wären, fallen dadurch weg. „Wenn notwendig, können wir das auch als 3D-Aufnahme machen. Die Unfalldokumentation kann die Drohne erheblich besser als der Hubschrauber“, sagt Mois. Hinterher werden die Einzelaufnahmen am Computer zusammengesetzt, um das Überblicksbild anschließend an die Verkehrspolizei oder das Landeskriminalamt weiterzugeben. Stitching nennt man das.

Schnellere Freigabe der Autobahn

„Mittels moderner Vermessungstechnik in Kombination mit den Aufnahmen aus der Luft können die Unfallgeschehen besser rekonstruiert und bewertet werden“, beobachtet Stephan Laßotta, Erster Polizeihauptkommissar vom Landespolizeipräsidium Saarland, wo Drohnen ebenfalls bei der Unfallaufnahme zum Einsatz kommen. Und Yvonne Kremer, Sprecherin beim Ministerium des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen in Baden-Württemberg, kommt zu dem Ergebnis: „Polizeidrohnen vereinfachen und beschleunigen deutlich den Ablauf der Unfallaufnahme. Übersichtsaufnahmen, welche in der Vergangenheit mittels Stativ oder einem Fotografen auf einer Leiter gefertigt wurden, werden nun mittels Drohnen vorgenommen.“ Davon profitieren auch die Verkehrsteilnehmer, die sonst stundenlang in einer Autobahn-Vollsperrung ausharren mussten. „Die Autobahnen können nach Unfällen deutlich schneller wieder freigegeben werden, manchmal bis zu drei Stunden früher als in vergleichbaren Fällen ohne Drohne“, berichtet die Polizei in Nordrhein-Westfalen.

 

Besonders bei schweren Verkehrsunfällen erleichtern Drohnenaufnahmen die Rekonstruktion und Bewertung des Unfalls. Dieses Foto entstand in Baden-Württemberg. Foto: Ministerium des Inneren für Digitalisierung und Kommunen Baden-Württemberg

Der Zeitrahmen hängt laut Mois aber immer auch von der Entfernung der Drohne zum Einsatzort ab, denn anders als beim Polizeihubschrauber muss die Drohne erst mit dem Einsatzfahrzeug zum Unfallort gebracht werden. Das wiederum bringt auch Vorteile mit sich, vor allem wenn einem Polizeihubschraubereinsatz schlechtes Wetter wie Nebel im Wege steht. „Er könnte zwar am Einsatzort fliegen, kommt aber wegen schlechten Wetters nicht hin“, erzählt Mois von typischen Schwierigkeiten. Häufig könne dann zumindest eine Drohne aufsteigen. Dennoch: „Drohnen ersetzen keinen Polizeihubschrauber. Vielmehr schließen sie die Lücke zwischen bodengebundener Einsatztechnik und dem Einsatz aus großer Höhe“, sagt Polizeisprecherin Kirstin Ilga vom Sächsischen Staatsministerium des Innern. Der Drohneneinsatz ist deutlich günstiger als der eines Polizeihubschraubers. „Mit zwei Hubschrauberflugstunden ist eine Drohne bezahlt“, sagt Mois – zumindest das kleinste Exemplar für 8.000 Euro. Bis auf Stromkosten gebe es keine weiteren laufenden Kosten. Allerdings veralte die Technik aktuell noch sehr schnell. „Die Drohnen müssen nach drei Jahren ausgetauscht werden“, berichtet Mois.

 

Bei großen Flächen sind Hubschrauber im Vorteil, bei kleineren wie bei Verkehrsunfällen Drohnen, erfuhr Redakteurin Bettina Glaser bei der Polizeihubschrauberstaffel in Roth. Foto: Bettina Glaser

Koordination bei der Unfalldokumentation

So wie bei dem Unfall bei Erlangen setzt Deutschland mittlerweile fast flächendeckend auf Drohnen zur Verkehrsunfalldokumentation und Beweisaufnahme – überwiegend bei schweren Verkehrsunfällen. Wie oft und in welchen Bereichen sie zum Einsatz kommen, ist nicht nur von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich, sondern teilweise sogar von Region zu Region. Vielerorts steht die Drohne als Einsatzmittel noch am Anfang. „Es muss sich erst in den Köpfen der Kollegen verankern, dass Drohnen als Einsatzmittel da sind“, sagt Mois.  
 

Im Controller sieht die Polizistin das Live-Bild der gesamten Unfallsituation von oben, wie hier an diesem fiktiven Unfallort in Nordrhein-Westfalen. Foto: LZPD NRW

Die ferngesteuerten Luftfahrzeuge müssen sich als neue Teilnehmer am Himmel daran orientieren, dass die bemannte Luftfahrt auf Sicht ausgelegt ist. Deshalb ist neben dem Drohnenpilot ein zweiter Polizist als Luftbeobachter mit am Einsatzort. Die Luftsicherheit steht laut Mois an erster Stelle und so gilt der Grundsatz: „Wenn ein Hubschrauber dazukommt, muss die Drohne am Boden sein.“ Herausfordernd sei auch, dass immer mehr Einsatzkräfte wie Feuerwehr, THW oder Katastrophenschutz Drohnen für sich entdecken. Deren Koordination am Einsatzort stelle die Beteiligten vor Herausforderungen. Hierfür müssten noch Lösungen gefunden werden.

Drohnen zur Verkehrsüberwachung

In manchen Bundesländern wie Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt setzt die Polizei Drohnen auch zur Verkehrsüberwachung ein. „Drohnen kommen regelmäßig bei Abstandsmessungen auf den Bundesautobahnen im Bereich des Schwerlastverkehrs zum Einsatz – die Unterschreitung des Mindestabstandes ist eine der häufigsten Unfallursachen auf Brandenburgs Autobahnen“, erzählt Stefanie Pilz, Sprecherin des Polizeipräsidiums Brandenburg.
 

In Brandenburg wird die Drohne zur Abstandsmessung beim Schwerlastverkehr eingesetzt – in sicherer Entfernung zur Autobahn. Foto: Polizeipräsidium Land Brandenburg

Dort sind diverse Messstellen für den Schwerlastverkehr auf den Bundesautobahnen eingerichtet. Mit Hilfe einer Drohne wird der Verkehrsfluss beobachtet, ein Polizist der Verkehrspolizei überwacht den Vorgang. „Bei Unterschreitung des vorgeschriebenen Mindestabstands wird der Verstoß zur Beweissicherung videografiert“, sagt Pilz. Der Lkw werde dann an ein Anhalte- und Kontrollteam der Verkehrspolizei übergeben und zur Kontrollstelle geleitet, wo sich der Fahrer ein Beweisfoto anschauen kann. „Während der gesamten Messung befindet sich die Drohne in sicherer und gesetzlich zulässiger Entfernung zur Bundesautobahn“, erklärt die Sprecherin. Insgesamt macht die Polizei Brandenburg laut Pilz durchweg positive Erfahrungen mit der Drohne als ergänzendes Einsatzmittel für die Verkehrskontrolle. Viele Bundesländer schließen den Einsatz in diesem Feld jedoch bisher aus, da dieser rechtlich bislang umstritten ist.

„Ebenso dienen Drohnen der Optimierung von Verkehrsabläufen beispielsweise bei der An- und Abfahrt von Großveranstaltungen“, sagt Sandra Reinke, Sachbearbeiterin beim Ministerium für Inneres, Bau und Digitalisierung in Mecklenburg-Vorpommern. „‚Der Blick von oben‘ macht auch im Rahmen der polizeilichen Verkehrsüberwachung einen Unterschied – beispielsweise bei der Überwachung von Verkehrsknotenpunkten, bei Staubildungs- und Unfallschwerpunkten, zur Dokumentation von Umbaumaßnahmen“, schildert Ronja Schubert, Sprecherin der Zentralen Polizeidirektion Niedersachsen weitere Einsatzmöglichkeiten.
 

Die Abstandsüberwachung per Drohne wird in Sachsen-Anhalt vom Einsatzbus aus kontrolliert und dokumentiert. Foto: Ministerium für Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt
Eine der häufigsten Unfallursachen auf Brandenburgs Autobahnen ist die Unterschreitung des Mindestabstands, weshalb hier Polizeidrohnen zur Überwachung eingesetzt werden. Foto: Polizeipräsidium Land Brandenburg

Erste Flugversuche bei der Polizei

Zurück zum Übungsbereich in Roth: Auch wir dürfen eine Drohne fliegen. Zur Sicherheit nur die kleinste für 8.000 Euro und nicht die große für rund 40.000 Euro mit rund neun Kilo und einer Flugzeit von 45 Minuten. Schnell wird klar: Was bei Ausbilder Weiser so einfach aussah, braucht Übung. Viel Übung. Mit konkreten Anweisungen funktioniert das Fliegen gut. Doch gerade beim konkreten Ansteuern eines Objekts verwechselt man die beiden Knöpfe am Controller leicht – und weiß am Ende gar nicht mehr, wo vorne und hinten bei der Drohne ist und wie die Kamera steht. Und dann ist da noch die Frage: „Soll ich zur Drohne am Himmel oder zum Steuergerät in der Hand schauen?“ Schnell hat man das flinke Gerät aus den Augen verloren. Die kalte Luft lässt die Finger schmerzen, die Sonne blendet. „Ich sage den Kollegen immer, sie brauchen gute Handschuhe und eine Sonnenbrille“, sagt Weiser und lacht.

Gerade um auch unter Stress die Drohne im Griff zu haben, ist nicht nur eine gute Ausrüstung, sondern auch eine umfangreiche Ausbildung und ausreichend Übung wichtig. Immerhin ist das Zurückholen ein Kinderspiel. Mit einem Druck auf die passende Taste, fliegt das Fluggerät kontrolliert zurück und landet brav genau an der Stelle, wo es gestartet ist. Der Technik sei Dank.
 

In einen großen Koffer ist die größte Drohne der bayerischen Polizei verpackt. Sie wiegt knapp 9 Kilo und fliegt bis zu 45 Minuten. Auf dem Weg zum Einsatzort werden die empfindlichen Akkus, die sich immer ein Stück weit entladen, voll aufgeladen. Foto: Bettina Glaser
Etwas mehr Zeit als bei einer kleinen Drohne nimmt der Aufbau der größten Drohne der bayerischen Polizei in Anspruch. Polizeihauptmeister Christian Weiser muss erst die Füße am Fluggerät befestigen, bevor er es startet. Foto: Bettina Glaser
Die Technik der von der bayerischen Polizei eingesetzten Drohnen mit Fluggerät, Kamera und GPS stammt aus Asien – eine europäische Alternative fehlt noch. Foto: Bettina Glaser

Projekt des DLR und anderer Forschungseinrichtungen: Drohnen zur Unterstützung von Feuerwehreinsätzen

Zum Unfallort fliegt bei einem Projekt des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und anderer Forschungseinrichtungen eine Drohne, um noch vor Eintreffen der Feuerwehr-Einsatzkräfte ein Bild der Lage zu übertragen. Die Drohne wird von einem Piloten von einer Basis losgeschickt und aus der Ferne gesteuert, kurz nachdem der Notruf in der Rettungsleitstelle eingegangen ist. Der Einsatzleiter darf zwar wegen fehlender Ausbildung die Drohne nicht steuern, bekommt aber in Echtzeit den Livestream auf das Tablet übertragen und kann die Kamera der Drohne steuern. Möglich wird das durch den Mobilfunkstandard 5G. „Der Einsatzleiter weiß früher Bescheid“, erklärt Andreas Volkert, Teilbereichsleiter Rettungsdrohne im Projekt 5G-Reallabor, den entscheidenden Vorteil.

Dadurch könne der Einsatzleiter die Lage vorab besser einschätzen. Er sieht zum Beispiel, ob die Autobahn verstopft ist und welche Rettungswege frei sind. Erkennt er auf dem Bild bei einem Lkw-Verkehrsunfall beispielsweise Gefahrengutschilder, kann er die passende Ausrüstung anfordern und Maßnahmen einleiten. „Dadurch geht alles viel, viel schneller“, sagt Volkert. Er geht davon aus, dass die Hilfe so um wertvolle fünf Minuten beschleunigt werden kann. Die Drohne an sich sei nur drei bis vier Minuten vor Ort, dann könne sie wieder umdrehen. Das Projekt in der Region Braunschweig-Wolfsburg läuft seit Dezember 2019 und wird vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) gefördert. Der Livestream klappe bereits. Bis Mitte 2023 soll das Projekt noch laufen. Wie schnell Feuerwehren das System dann wirklich einsetzen können, sei aber noch unklar. Ein Dienstleister müsse unter anderem erst gefunden werden, da die Feuerwehr den Dienst zwar nutzen, aber nicht selbst betreiben möchte.

 

Foto: Fraunhofer IIS

Anzahl und Einsatz von Drohnen der Polizei nach Bundesländern

Quelle: ARCD-Recherche

Titelfoto:  Landespolizei Mecklenburg-Vorpommern


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