24.01.2019 Wolfgang Sievernich

Gefährliche Blinkmuffel: Risiko durch nachlässige Bedienung

Der Blinker ist wichtig für die Kommunikation zwischen Verkehrsteilnehmern und wird doch gerne vergessen, als lästig empfunden oder ignoriert.


Eine Funktion am Fahrzeug ist seit ihrer Entwicklung in den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts nahezu unverändert geblieben: der Blinker. Als Weiterentwicklung des Winkers wurde der Blinker ab 1956 serienmäßig in alle Neufahrzeuge eingebaut und ist seitdem als Fahrtrichtungsanzeiger nicht mehr wegzudenken. Statisch blinkend oder dynamisch wischend müsste uns die Funktion vertraut und die Bedienung selbstverständlich sein. Müsste.

Laut einer aktuellen Verkehrsbeobachtung der DEKRA-Unfallforschung blinken im Durchschnitt nur 50 Prozent der Autofahrer richtig. Insbesondere in Kreisverkehren, an abknickenden Vorfahrtsstraßen, Kreuzungen mit und ohne Abbiegestreifen sowie auf der Autobahn scheint es viele Unklarheiten über die korrekte Betätigung des Blinkers zu geben.

Häufiges Fehlverhalten

„Richtiges Blinken ist ein Sicherheitsfaktor, denn es macht einen großen Teil der Kommunikation zwischen Verkehrsteilnehmern aus. Für die Verkehrssicherheit ist es extrem wichtig, dass ein Verkehrsteilnehmer einschätzen kann, was ein anderer vorhat“, erklärt DEKRA-Unfallforscher Andreas Schäuble. Ein Blick in den deutschen Autofahreralltag lässt einen daran allerdings gelegentlich zweifeln, wie etwa im Kreisverkehr. Richtig geht es so: Ohne Blinker rein, mit wieder raus – damit der Wartende weiß, wann er losfahren kann. Auch bei der abknickenden Vorfahrtsstraße muss die gewählte Fahrtrichtung immer angezeigt werden. Doch geblinkt wird selten richtig, häufig nach Gutdünken oder gar nicht. Solange nur die Unkenntnis über Verkehrsregeln der Grund für das Fehlverhalten ist, ließe sich das Problem über Aufklärung beheben.

Fehlende Kontrolle

Doch so einfach ist es nicht, wie Christian Müller, Diplom-Psychologe beim TÜV Nord betont: „Das Blinken wird gewohnheitsmäßig von vielen Fahrern unterlassen, wenn sich in ihrer Vergangenheit eine ungünstige Lerngeschichte entwickelt hat. Nach dem Bestehen der Führerscheinprüfung fehlt die kontrollierende Instanz.“ Insbesondere wenn das Bewusstsein für die Verkehrsregeln im Laufe der Zeit schwindet, werden sie nur noch sporadisch und nach eigenem Gusto angewandt. „Die Tendenz, selbst zu entscheiden, welche Verkehrsregel man einhält und welche nicht, ist auch woanders zu beobachten, z. B. bei Tempolimits oder beim nicht korrekten Verhalten an Stoppschildern“, sagt Müller. Während sporadischen Nichtblinkern die Tragweite des eigenen Handeln meist über das bewusste Erleben einer gefährlichen Verkehrssituation vor Augen geführt werden kann, sind notorische Blinkmuffel eher Kandidaten für die Verkehrstherapie und nehmen es auch mit anderen

Titelfoto: DEKRA


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